Andere Länder andere Sitten

Irgendwie verzweifelten wir ein wenig am Kulturunterschied zwischen den Japanern und uns.

Es geht nichts ohne mehrfache Verbeugung und viel Geschwafel – daß wir als Ausländer kein Wort verstehen, interessiert nicht.

Beispiel 1 – beim Frühstück.

Aus einem für uns nicht nachvollziehbaren Grund müssen wir für Max extra zahlen – es sind nur zwei Frühstück im Zimmer enthalten. Wie immer werden wir einmal auf Japanisch vollgeschwafelt und mit dem Frühstücksgutschein gewedelt. Als wir dann auf Englisch sagen, daß wir für Max bezahlen werden, wird das auf dem Gutschein vermerkt und wir werden zu einem Tisch gebracht. Ich gehe mit Max zum Müsli und helfe Ihm dabei sein Frühstück zusammen zu stellen, da werde ich aufgefordert „jetzt“ zur Kasse zu gehen und zu zahlen. Akzeptiert wurde nur Cash – keine Karte und nicht aufs Zimmer schreiben. Das habe ich noch in keinem Hotelrestaurant jemals erlebt. Sehen wir aus wie Schmarotzer? Glauben sie daß wir ohne zahlen davon laufen? Auf dem Frühstücksgutschein steht unser Name und unsere Zimmernummer – selbst wenn wir ohne zahlen gehen, wissen sie genau wer wir sind!

Beispiel 2 – Popcornstand (oder Ähnliches)

Man wir einmal begrüßt – langes Geschwafel auf Japanisch, obwohl es offensichtlich ist, daß man Ausländer ist. Dann darf man als Kunde seine Wünsche äußern. Diese werden in eine Kasse getippt und wenn man mit dem Bestellen fertig ist, unter Verbeugungen wiederholt. Dann muß man bezahlen. Das Geld und das Wechselgeld (inklusive Rechnung) wird unter weiteren Verbeugungen mit zwei Händen entgegen genommen bzw. übergeben. Danach werden die Hände desinfiziert. Als Nächstes wird das gewünschte Behältnis (bei Popcorn die gewünschte Verpackungsgrösse) genommen, die Abdeckung geöffnet und die darin befindliche Kelle zum Befüllen der Verpackung genutzt. Im Anschluss wird die Abdeckung wieder verschlossen und geprüft, ob sie auch wirklich zu ist. Als Letztes wir das Popcorn – richtig geraten – unter länglichem Geschwafel, mehreren Verbeugungen und mit beiden Händen übergeben. Dann ist der nächste Kunde dran. Dauert kaum 2 Minuten pro Kunde. Zu bemerken ist, daß es immer zwei Angestellte pro Stand gibt. Eine bedient die Kunden und die zweite macht irgendwas anderes (die perfekt saubere Glasscheibe vor den Popcorn säubern, …. ) – auf die Idee, daß beide sich Angesichts der langen Schlangen dem Service widmen, ist jedenfalls bei keinem der Stände vorgekommen!

Beispiel 3 – im teuren Table-Restaurant in Disneyland

Wir kommen an und werden gefragt, ob wir eine Reservierung haben – nein, haben wir nicht. Dann müssen wir unseren Namen angeben, uns in den Wartebereich setzen und über 5 Minuten warten. Dann werden wir zu unserem Tisch gebracht und uns wird die Speisekarte erklärt (sogar auf Englisch, nachdem die Begrüßung natürlich auf Japanisch war) – anscheinend schauen wir so aus, als würden wir diese nicht selbst lesen können. Danach verschwand die Dame wieder – anscheinend macht sie nichts anderes als die Gäste an den Tisch zu bringen und die Speisekarte zu erklären. Dabei sei anzumerken, daß das Lokal kaum zur Hälfte besetzt war und um 14:30 auch nicht zu erwarten ist, daß alle Tische reserviert sind – warum mussten wir warten? Dann kam jemand um unsere Bestellung aufzunehmen – wieder eine lange Begründung auf Japanisch mit vielen Verbeugungen. Bestellen ging dann nur mit Zeigen – anscheinend waren die Englischkenntnisse nicht vorhanden. Sowohl unsere Getränke als auch das Besteck (der Suppenlöffel) wurden unter wortreichem Tamtam (drei mal der gleiche Text, zumindest hat es sich so angehört) gebracht. Die Suppen wurden praktisch sofort von einer neuen Kellnerin serviert, nicht ohne bei jedem Tellern einen langen Sermon abzulassen – ob wir es verstehen oder nicht interessiert keinen. Kaum hatte Max den zweiten Löffel gegessen, wollte wieder jemand anderer schon die Hauptspeise für Max hinstellen, was wir angelehnt haben. Das darf in keinem teuren Restaurant passieren, daß man noch offensichtlich die Suppe ißt, während die Hauptspeise gebracht wird. Die Suppenteller wurden nach vorherigem Nachfrage abgetragen und die Hauptspeisen serviert, begleitet von sehr langen Erklärungen auf Japanisch – kein einziges Wort auf Englisch. Nachdem wir mit der Hauptspeise fertig waren, ist sowohl die Kellnerin, die unsere Bestellung aufgenommen hatte, als auch jene, die die Speisen serviert hatte, an unseren Tisch gekommen – beide haben das schmutzige Geschirr ignoriert. Erst nachdem wir nach einiger Zeit nachgefragt haben, warum nicht abserviert wurde, kam wieder eine neue Kellnerin, die unter mehrfachem Nachfragen und Verbeugen – natürlich kein Wort auf Englisch – sich erbarmt hatte und abräumte. Im Saal waren locker 15-20 Angestellte, bei weniger als 20 belegten Tischen. Die meiste Zeit standen sie nur herum… Den Zucker und die Milch zu unserem bestellten „Coffee with Milk, hot“ haben wir nur nach Urgenz erhalten – dafür war plötzlich jemand mit der Rechnung da – unaufgefordert! Frei nach dem Motto: „Zeit zum Gehen!“. Im Lokal waren inzwischen die meisten Tische leer, also kein sichtbarer Grund für die Eile. In Summe waren mindestens 5 (vermutlich mehr) Personen mit unserer Betreuung beschäftigt und trotzdem haben wir uns nicht umsorgt und betreut gefühlt.

Ja, die Japaner sind nach außen unheimlich freundlich – aber komplett ignorant. Obwohl es offensichtlich ist, daß man Ausländer ist und auf Englisch antwortet, wird man trotzdem mit den japanischen Floskeln zugetextet. Selbst bei den berüchtigt schlecht gelaunten Obern in Wiener Kaffeehäusern fühlt man sich viel besser behandelt und umsorgt als hier in manchen Restaurants. Wer jetzt ins Feld führt, daß es am mangelndem Englischunterricht liegt – Englisch ist eine verpflichtende Fremdsprache, da sollten zumindest einige Worte hängen geblieben sein … Selbst in Frankreich hat man es mit Englisch einfacher als hier.