Heute hatten wir nur den Transfer von Cochin zur Coconut Lagoon nach Kumarakom – ganze 35km – im Programm. Allerdings war wieder einmal ein Packerl auf den Weg nach Hause zu bringen. Der Weg von Kochin nach Kumarakom geht fast durchgehend über Highways – also alles kein Problem, wir können sicher in der Coconut Lagoon Mittagessen, wenn wir um 10:00 losfahren. Allerdings haben wir diese Rechnung ohne den „Indien-Faktor“ gemacht.
Also einmal ausschlafen, gemütlich essen gehen und kurz vor 10:00 auschecken. Den Fahrer hatten wir am Vortag gebrieft, daß wir ein Packerl versenden müssen, und er soll ein Postamt ausfindig machen, wo das geht (Schelm wer glaubt, man kann in Indien auf jedem Postamt so einfach ein Paket versenden!). Aus leidvoller Erfahrung, daß man sich auf nichts verlassen kann, habe ich mittels Google Maps das Hauptpostamt Cochin ausfindig gemacht – es liegt ausgerechnet 500m vom Fort Herritage Hotel entfernt…
Der Fahrer erzählt noch ganz stolz, daß das Postamt in der Nähe vom Hotel nur klein ist und keine Pakete versendet, er weiß aber wohin er muß. Er startet auch in Richtung Hauptpostamt, allerdings geht es auf Grund des starken Verkehrs nur sehr langsam. Auf einmal biegt unser Fahrer rechts in eine noch verstautere Straße ein und wir kommen kaum im Schritttempo voran. Dann bleibt er stehen, steigt aus und fängt an zu suchen. Wieder zurück fährt er weiter, bis er eine Umdrehmöglichkeit findet, fährt zwei Blöcke zurück und dreht nochmals um. Gleich darauf bleibt er stehen. Wir sehen keine Post, gehen aber brav mit. Über einem Hauseingang steht ganz klein „Indian Post“, dort gehen wir in den ersten Stock und schon der erste Blick macht klar – hier gibt es definitiv keine Schachteln zu kaufen und verschicken geht hier auch nicht! Ich erkläre unseren Fahrer nochmal ganz langsam, daß wir eine Box benötigen, weil man das Einkaufssackerl nicht zukleben und verschicken kann. Er diskutiert dann lautstark mit den Schalterbeamten und diese machen die typischen Handbewegung – der Straße nach – und wir gehen wieder zum Auto.
Ich suche auf Google Map nach „Post Office“ und finde in der Umgebungen mehrere – aber keines mit dem Zusatz „Haupt“ („Main“ der „Head“). Nach einigen 100 Metern bleibt der Fahrer an einer Kreuzung stehen und fragt einen Straßenverkäufer nach dem Weg. Dieser dürfte keine Ahnung haben und macht ebenfalls die Geste für „der Straße nach“. Etwas weiter findet unser Fahrer eine Polizistin. Die erklärt Ihm – natürlich wie alle anderen auch in lokaler Sprache den Weg. Auf Grund ihrer Handbewegungen finde ich heraus, welches Postamt sie meint. Natürlich hätten wir genau an der Kreuzung links abbiegen müssen… ich lotse unseren Fahrer mittels Navi zum Postamt und wir schicken unseren Fahrer fragen. Natürlich verkaufen sie keine Packerl und nehmen auch keine entgegen.
Nachdem wir jetzt eine Stunde unterwegs sind, ist mir der Geduldsfaden gerissen und ich bestehe darauf, daß wir nicht weiter suchen sondern wirklich zum Hauptpostamt fahren (vom Hotel aus wären es 8km, also ca 15-20 Minuten gewesen). Leider hat uns jetzt Google Maps einen Streich gespielt und einen Weg mittels Fähre vorgeschlagen. Nachdem ich es mir zur Gewohnheit gemacht habe mit den Weg während des Fahrens anzusehen, sind wir nur einige Minuten in die falsche Richtung gefahren. Also wieder zurück und nur mit der Karte ohne Unterstützung dem Fahrer sagen wie er fahren soll. Kurz vor 12:00 waren wir dann endlich da!
Kasia ist mit dem Reisepass, unserem Fahrer (als Übersetzer) und unseren Sachen im Postamt verschwunden und war für über 45 Minuten nicht mehr gesehen. Der Fahrer ist zwischenzeitlich mit dem Kommentar, daß er Passkopien machen muß, wieder entschwunden. Nach einigen Minuten ist er mit den Kopien wieder im Postamt verschwunden – es wäre ja zu viel verlangt, wenn man direkt am Postamt kopieren könnte…
Nachdem Kasia endlich zurück gekommen war – inzwischen war es 12:45 – haben wir beschlossen lieber gleich hier essen zu gehen. Neben dem Postamt liegt das angeblich beste Lokal von ganz Cochin (laut TripAdvisor). Es war wirklich recht gut und mit unter 30 Euro für Essen und Trinken auch nicht zu teuer (in den besseren Hotels zahlt man leider das 2-3 Fache).
Während des Essens hat Kasia erzählt, was sie am Postamt so erlebt hat. Der Schalterbeamte hat alle unsere Sachen (Andenken, Kleidung, Postkarten usw.) ausgepackt, einzeln begutachtet und wieder verpackt. Die DVD über eine Sehenswürdigkeit durften wir nicht verschicken!!!! Die müssen wir so mitnehmen. Dann hat er alles in einem Paket verpackt und Kasia durfte die Formulare ausfüllen. In dreifacher Ausführung. Oder war es die vierfache? Als Adresse hat sie unser nächstes Hotel (35km weit weg) angeben wollen. Der Beamte hat darauf bestanden, daß es eine Adresse aus Cochin sein muss – also das letzte Hotel. Wozu eigentlich? Selbst im unwahrscheinlichen Fall, daß das Paket nicht ankommt und zurück nach Indien kommt, was soll das Hotel damit machen?
Nach dem Mittagessen sind wir dann endlich Richtung Coconut Lagoon gestartet und laut Navi der Küste entlang auf einem „State Highway“ gefahren – bei uns geht das nicht einmal als Nebenstraße mit Gegenverkehr durch, aber Ok. Der Weg war schön, nur das Navi prophezeit eine Fahrdauer von 1:45 (für 42km)! Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß wir schneller sein werden – wie gesagt: die Hoffnung…
Nach 20 km kommen wir dann zu einem „International Highway“, der immerhin teilweise zwei Spuren pro Richtung hat, dafür aber sehr stark befahren ist. Dann geht es über einige Nebenstraßen zum nächsten „State Highway“ der uns fast bis zum Hotel bringt. Auf dem ganzen Weg sind versteckt hinter den Bäumen immer wiede riesige Häuser zu sehen – hier wohnen definitiv keine armen Leute!
Was sich wohl für eine bescheidene Hütte hinter dieser Einfahrt verbergen mag…
Dazwischen alle paar Kilometer wunderschöne Kirchen und auch einige Tempel.
Das letzte Stück fahren wir mit einem Boot und wirklich um 16:00 sind wir endlich da! Die Coconut Lagoon ist erreicht.
Wir sind gerädert! Nur in Indien ist ein kurzer Postbesuch und ein Transfer von 35-40km eine Tagesreise…