Verkehrsregeln sind dazu da um komplett ignoriert zu werden! In Indien hat der Vorrang, der das größere Fahrzeug, die lautere Hupe oder die besseren Nerven hat.
Die mit Farbe auf die Straßen gemalten Spuren, Sperrlinien oder Zebrastreifen werden komplett ignoriert. Um zumindest die Fahrtrichtung zu trennen, findet man sehr oft deutlich erhöhte Mittelstreifen – teilweise ähnlich denen bei unseren Autobahnen – nur daß diese auch in Orten und Städten vorhanden sind. Diese weisen alle paar Kilometer einen „Durchbruch“ auf, der zum Umkehren gedacht ist. Dieser ist meist so eng, daß ein Auto so gerade mal durch passt – allerdings nur wenn man von der linken (ganz außen) Spur im rechten Winkel abbiegt und dann auf der anderen Seite über beide Spuren sich wieder einfädelt. Dazu braucht man also auf beiden Seiten alle Spuren und das in einer Straße ,wo ziemlich viel los ist… Natürlich wird niemand, der in die andere Richtung fahren will, zuerst in die falsche Richtung starten um dann irgendwann umdrehen zu dürfen. Es ist ganz normal, daß einen Geisterfahrer (sogar LKWs) entgegen kommen.
Eine Umkehrmöglichkeit für Autos und LKWs:
Zebrastreifen werden oft genug zum Kennzeichen von Bodenschwellern verwendet – der einzigen Methode um die Durchschnittsgeschwindigkeit zu reduzieren. An 30km/h Tempolimits sind wir schon mit 120km/h vorbeigefahren – und wurden dabei auch noch überholt! Straßen gibt es anscheinend genau in zwei Geschmacksrichtungen: sehr gut oder grottenschlecht! Zu unserer Überraschung sind viele Straßen wirklich gut und das führt dazu, daß die Einheimischen mit (meist deutschen) Limousinen unter permanentem Hupen wie verrückt rasen. Das erklärt auch die rund 150.000 Verkehrstoten jedes Jahr – die Hälfte sind Fußgänger… Über die Straße zu gehen erfordert viel Mut, da kein Fahrzeug bremmst – auch nicht am Zebrastreifen!
Mit ganz wenigen Ausnahmen zwischen Agra und Delhi muß ma selbst auf Autobahnen mit allen – inklusive Kühen, Ziegen und Eseln – rechnen. Damit wird das Fahren in der Dämmerung oder Nacht noch um einen Tick spannender.
Als Europäer/Westler kann man die Überlegung ob man nur ein Auto mietet und selbst fährt ruhig vergessen. Entweder man kommt nicht weiter, weil man sich nicht traut, verzweifelt ob der „Fahrweise“, oder man wird in einen Umfall verwickelt und ist dann definitiv der Schuldige (weil man sich ja nicht wehren kann, wenn man nichts versteht). Daher kann man das Auto gleich mit Fahrer mieten (das ist oft sogar günstiger!), um sich von A nach B bringen zu lassen. Leider ist die „Qualität“ der Fahrer auch sehr verschieden. Es gibt alles von absoluten Rowdys bis zu – höflich formuliert – sehr vorsichtigen Fahrern (die dann 10 Minuten brauchen um von der Hotelausfahrt auf die gegenüberliegende Spur zu fahren, wo sogar ich keine Minute gebracht hätte). Zusätzlich muß man sich nicht um platte Reifen sorgen – immerhin zwei in 1 1/2 Monaten!
Alles in allem braucht man in Indien auch als Beifahrer gute Nerven. Wer einen Vorgeschmack möchte, der soll einmal kreuz und quer durch Kairo fahren und das erlebte dann mit 2-5 multiplizieren um zu verstehen, was hier so los ist.
Einige Impressionen vom Verkehr – leider geben Fotos nicht alles wieder…
Sobald man sich im öffentlichen Raum – Straßen, aber auch in Tempel und auf Märkten – befindet, gilt anscheinend das Recht des Stärkeren. Abgesehen vom Straßenverkehr hatten wir das schlimmste Erlebnis im Goldenen Tempel im Amritsar, wo wir bei der „feierlichen Eröffnung nach dem Mittagessen“ von drängenden Menschenmassen fast erdrückt wurden – der Altar ist danach ja kaum 5 Stunden zu besichtigen, bevor er wieder für die Nacht verschlossen wird – da ist ja kaum Zeit etwas zu sehen, da muß man selbstverständlich drängen, drücken und stoßen!