Das Kofferabenteuer

Entweder die Fahrt durch die Schlaglöcher oder einer der Kofferträger haben unseren großen Schalenkoffer auf dem Gewissen. Es bleibt also nichts anderes übrig als ihn zu ersetzen.
Erstes Problem: unser Hotel ist nicht zentral und der nächste Basar ist ein schönes Stück weit weg.

Zweites Problem: woher das Geld nehmen. Da wir immer noch keinen funktionierenden Bankomaten – die übrigens aktuell nur 2.500 Rupien also etwa 40 Euro pro Tag hergeben – gefunden haben und wir bis auf das erste Hotel immer bar zahlen mussten, sind die anfänglich gewechselten Rupien fast aufgebraucht. Außerdem haben wir zwar Euro und USD mitgenommen, aber nicht besonders viel – und für die nächsten 10 Tage brauchen wir ja auch noch etwas zum Wechseln…

Drittes Problem: am Basar akzeptieren sie keine Kreditkarten, nur in größeren Geschäften wäre die Nutzung möglich – doch niemand kannte ein großes Koffergeschäft…

Mr. Singh, unser Guide, organisierte mir einen Bekannten, der mich zum Koffergeschäft am Basar begleiten soll. Da er Händler ist – er hat aber nicht verraten was er verkauft, hat er mir dann angeboten, dass er die Koffer kauft und über sein Kreditkartengerät mit mir abrechnet. Sollte das nicht gehen, würde er auch Euro und USD akzeptieren. Somit war klar, der Koffer musste so günstig wie möglich sein, damit uns noch Bargeld übrig bleibt, wenn die Kreditkarte nicht funktionieren sollte.

Also auf zum Basar. Mit einem kleinen Auto – selbst ein Polo ist geräumig dagegen. Kurz vor dem Basar haben wir dann noch auf zwei seiner Mitarbeiter gewartet, weil er nicht wusste wo auf dem Basar wir Koffer bekommen können. Dann gehen wir quer durch den Basar, auf den auch Motorräder und Tuk-tuks fahren (wenn man die Irre Fortbewegung als fahren bezeichnen will) und uns regelmäßig nur um eine Handbreit verfehlen. Im Basar haben Sie mir zuerst natürlich nur die teuesten Koffer gezeigt – so ab 8.000 Rupien aufwärts. Also in etwa so viel, wie ein gleichgrosser Samsonite kosten würde. Nachdem ich eine passende Größe ausgewählt habe, hat der Händler seinen Mitarbeitern Geld gegeben, dass Sie ein ähnliches, aber günstigeres Gebäckstück kaufen. 
Der Händler und ich sind dann zurück zum Auto gegangen und er hat mich noch zu zwei Bankomaten gefahren – leider wollten beide kein Geld herausrücken. Zurück im Hotel haben wir auf die Mitarbeiter gewartet, die dann mit Koffer und Kreditkartengerät gekommen sind. Verblüffenderweise hat die Zahlung problemlos funktioniert. Nach einem entsprechenden Trinkgeld nennen wir jetzt einen echt indischen Koffer unser eigen. Hoffen wir mal, dass er bis Österreich hält, die Qualität ist leider nicht wirklich berauschend.