Seven Sisters

Als wir in Canberra das National Museum of Australia besucht haben, durften wir die Ausstellung „Songlines. Tracking the Seven Sisters“ besuchen. Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem Aborigines – Mythos der Sieben Schwestern, der in verschiedenen songlines, Traumpfaden, zu der Traumzeit gehört. Ich hatte – und habe – sehr wenig Ahnung von der Kultur der australischen Ureinwohner. Durch die Ausstellung habe ich zumindest einen kleinen Eiblick darin bekommen.
Die Traumzeit hat zuerst mal nichts mit schlafen zu tun. Es ist die zeit- und raumlose Welt, in der alles nebeneinander existiert. Sie beinhaltet alles, was geschehen ist und wirkt sich auf die Gegenwart aus. Alles, was in hier und jetzt passiert, wird wiederum ein Teil der Traumzeit.  Es ist die Schöpfungsgeschichte. Ich muss zugeben, so richtig verstehe ich es noch nicht. Aber ich finde es faszinierend und spannend und wunderschön.
In der Traumzeit gibt es die Traumpfade, songlines, die von Generation zu Generation durch Gesang, Erzählungen, Bilder weiter gegeben werden. Sie sind Wegbeschreibungen, durch die die Menschen durch das Land reisen können. So finden diese Wasserstellen, Nahrung, Heilige Stätte. Songlines sind Überlebensanleitungen. Sie sind das Vermächtnis der Ahnen, in dem die Traditionen und Bräuche, aber auch die Kenntnisse über die Umwelt und die Traumwelt weitergegeben werden. Auch das Recht und die Gesetze wurden aus der Traumzeit abgeleitet.

„Seven Sisters“ sind solche Traumpfade. Da es in Australien viele Aborigines – Stämme gibt, unterscheiden sich die songlines teilweise von einander. Die Sprachen und Namen ändern sich, auch manche Geschehnisse werden mal so, mal anders erzählt.


Die Sieben Schwestern sind Frauen, die quer durch das Land von einem Mann fliehen. Dieser Mann, in manchen Regionen Yurla, in anderen Wati Nyiru genannt, will sie besitzen. Er ist vor allem von der ältesten Schwester besessen. Er folgt den Frauen, wo immer sie hingehen. Er ist ein Zauberer, der verschiedene Gestalten annehmen kann. Mal wird er zu einem Baum, mal zu einer Frucht, die die Schwestern begehren, oder zu einer Schlange.
Die Schwestern wandern von Wasserstelle zu Wasserstelle, immer auf der Flucht. Sie kommen nicht zu Ruhe, aber fast immer tricksen sie den Mann aus. Sie tanzen und singen auf dem Weg. Durch ihre Lieder kann der, der sie versteht, die Orte finden, an denen sie waren.
Wati Nyiru erwischt die Älteste von ihnen, verletzt sie, doch wird sie von ihren Schwestern gefunden und gepflegt. Sie fangen eine Schlange, häuten, kochen und essen sie, und werden krank, denn auch das ist ein Zauber ihres Verfolgers. Schließlich fliegen die Schwestern in den Himmel, wo sie als die uns bekannten Plejaden, das Siebengestirn, bekannt sind. Der Mann entspricht dem Sternbild Orion.
Die „Seven Sisters“ songlines sind voller Leidenschaft, Gewalt, Obsession, aber auch Liebe.

In der Ausstellung werden die Geschichten vor allem durch Bilder Aborigines – Künstler dargestellt. Man kann Aufnahmen von Songs hören und kurze Dokumentationen anschauen. Es ist wie eine Reise, Schritt für Schritt. Und doch nur ein sehr kleiner Fragment von etwas viel größeren.

Die meisten Bilder sind in der traditioneller Dot-Painting-Technik gemalt. Die Ureinwohner Australien haben in dieser Technik schon seit eh und je auch die Höhlenwände bemalt. Die Kunstwerke sind voller Symbolik. Am öftesten sieht man Kreise, die alles bedeuten können: eine Wasserstelle (waterhole), die Schwestern selbst, ihren Verfolger, andere Wesen…

Sogar Max hat es gefallen, und er ist normalerweise nicht so schnell für Bilder zu begeistern.