Der Unterschied zwischen Old Delhi und New Delhi könnte nicht größer sein – auch wenn wir nur einen kurzen Einblick bekommen haben. Auf dem Weg zu und teilweise auch in Old Dehli ist es so, wie man sich Indien oft vorstellt. Müll, Wellblechbehausungen, Schmutz. Aber auch alte Häuser, bunte Märkte, Moscheen. Im Gegenteil dazu könnte zumindest der Teil von New Dehli, den wir gesehen haben, auch in Europa sein. Breite asphaltierte Straßen, mehr oder weniger schöne Häuser, Paläste, Parks.
Unser erstes Ziel war Jama Masjid in Old Delhi. Jama Masjid ist die größte Moschee in Indien, gebaut im 17. Jh. aus rotem Sandstein und weißem Marmor. Es soll Platz für 25 Tausend Menschen bieten. Es ist recht beeindruckend, und hat trotz der vielen Touristen und Besucher etwas Friedliches an sich. Geht man durch einen der drei Tore, hat man einen Ausblick auf die Stadt oder auf einen Markt. Man betritt die Mosche Barfuß oder mit Socken. Gegen ein Trinkgeld bewacht ein „Schuhwächter“ die Schuhe. Frauen müssen noch eine Art Mantel überziehen (werden kostenlos zur Verfügung gestellt). Fotografieren darf man nur gegen Gebühr (300 Rupien pro Person).
Nach der Moschee haben wir das Raj Ghat, die Verbrennungsstätte und Grab Mahatma Gandhis. Es ist sehr schlicht gehalten, ein einfacher Granitblock. Dahinter brennt ein Licht, darauf liegen immer frische Blumen. Das Grab liegt inmitten einer großen Grünanlage, in der Nähe sind auch die Verbrennungsstätten von Indira Gandhi, Nehru und anderen wichtigen Personen.
Nächste Station war das India Gate, ein Denkmal, den die Briten zu Ehren der im ersten Weltkrieg gefallenen indischen Soldaten. Die meisten von ihnen waren Sikh. Durch den Bogen verlief früher eine Straße, die jetzt für den Verkehr gesperrt ist. Sie verbindet die India Gate mit dem Präsidentenpalast und wird für Paraden genützt. Vor dem Gate wird 24 Stunden Wache gehalten, je 8 Stunden von der Luftwaffe, Marine und Militär. Rundherum gibt es sehr viele Verkäufer, die vor allem Süssigkeiten und Spielzeug anbieten. Das India Gate wird von sehr vielen Menschen besucht, es ist für die Inder sehr wichtig und ein nationales Symbol.
Letzte Station war die beeindruckendste: Gurudwara Bangla Sahib, ein Sikh – Tempel in Delhi. Das Gebäude selbst wunderschön, weiß mit goldenen Kuppeln. Im Tempel selbst wird das heilige Buch mit den Lehren der 10 Gurus aufbewahrt. Tagsüber liegt es, mit einem prachtvollen Tuch zugedeckt, auf einem Altar. Priester bewachen es, begleitet von Musik und Gesang. Ich habe wenige Orte erlebt, die so viel Ruhe ausstrahlen, wie dieser Tempel. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, ein gutes Gefühl.
Aber das, was uns fast die Tränen in die Augen trieb, war nicht der Tempel selbst. Daneben befindet sich ein großer Saal und dahinter eine Küche. In dem Saal werden täglich um die 3.000 Menschen kostenlos verköstigt. In der Küche bereiten ein paar wenige Angestellte und viele Freiwillige das Essen zu. Jeder ist willkommen, unabhängig von der Religion oder Hautfarbe. Lange Reihen von Männern, Frauen und Kindern sitzen da am Boden und essen. Die Küche ist sehr groß, mit riesigen Kessel, einer Chapati Maschine und Flächen, an denen die Chapatis händisch gemacht werden. Chapati ist ein indisches Fladenbrot aus Weizenmehl. Dazu wird Dal gekocht, eine Linsensuppe. Beim Kochen haben arme und reiche Leute zusammen gearbeitet, einzig weil sie helfen wollen und es als ihre religiöse und menschliche Pflicht betrachten.
Erster Tag in Indien. Ich habe gewartet auf den viel prophezeiten Schock. Bloß, er kam nicht. Ja, es ist laut. Sehr laut, denn die Hupe scheint für die Autofahrer das wichtigste überhaupt zu sein. Auch für die Motorradfahrer. Wahrscheinlich haben die Fahrräder auch welche. Müll liegt neben den Strassen. Menschen schlafen am Strassenrand. Schöne Häuser auf einer Seite blicken auf dreckige Hütten auf der anderen. Aber auf der anderen Seite lächeln uns die Menschen an. Immer wieder. Sie winken uns zu. Grüßen uns. Die bunten Farben überall sind wunderschön. Sehr viele Frauen tragen leuchtende Saris. Schönheit, wohin man blickt, vermischt mit Elend. Indien. Ich bin gespannt, was es uns noch zeigt…