Wir konnten ausschlafen. Frohen Mutes waren wir bereit, mehr von Amritsar zu sehen. Unser Guide/Fahrer Duo holte uns zu Mittag ab. Als erstes fuhren wir zu einem Hindutempel, das nach dem Vorbild von Harmandir Sahib, dem goldenen Sikh – Tempel, gebaut wurde. Allerdings ist es kleiner und wesentlich weniger besucht. In dem Durgiana Tempel wird vor allem die Götting Durga verehrt. Auch Figuren von Lakshmi und Vishnu sind hier aufgestellt. Durga ist eine Erscheinungsform der wichtigsten Göttin Indiens. Sie kann auch als Lakshmi, Sarasvati oder anderen Form auftreten. Beim Betreten des Tempelgeländes berühren die Gläubigen die Schwele und führen die Hand dann zu ihrer Stirn. Man darf nur barfuß eintreten und wäscht sich vor dem Eingang Hände und Füße. Hinter dem Tor hängt eine große Glocke, die mit der rechten Hand geschlagen wird. Im Inneren des Tempels darf man nicht fotografieren, daher haben wir keine Bilder. Die Götterfiguren sind reichlich verziert, die Decke mit bunten Spiegeln ausgelegt. Auch hier gibt es rund um den Tempel einen See.
Unsere nächste Station war das Gobindharh Fort. Die Verteidigungsanlagen wurde im 18. Jh. erbaut und kann erst seit Anfang 2017 besichtigt werden. Leider ist unser Guide nicht mit hinein gegangen, und so waren wir etwas verloren. Drinnen ist so gut wie nichts beschriftet. Es gibt ein kleines Museum mit wunderbar gemachten Wachsfiguren, die Soldaten darstellen – leider stand hier „No photography“. Weiß der Teufel warum nicht, es wurden nicht mal Postkarten mit den Motiven angeboten. Es gibt dort shows, die wir uns aber nicht angesehen haben. Ansonsten weiß man weder wohin man gehen soll, noch was es zu besichtigen gibt. Schade.
Anschließend unternahm unser Guide den Versuch, uns eine Sim Card zu besorgen. Leider gab es die in mehreren Geschäften nicht lagernd. Sehr ärgerlich.
Wir verließen dann die Stadt Richtung indisch-pakistanischer Grenze, um uns die Wagah border ceremony anzusehen. Auf dem Weg zeigte uns der Guide noch den letzten Bahnhof vor der Grenze. Der Zugverkehr zwischen den Ländern ist eingestellt, und so dämmert die station vor sich hin, wird aber von einem Polizeiwagen samt Maschinengewehr auf dem Dach bewacht.
Es ging dann weiter zur Grenze. Anfangs ärgerte ich mich über den Guide, der uns so früh hier gebracht hat. Die Zeremonie beginnt um 16:30, wir waren um 15:00. Später wußte ich, warum. Es waren schon sehr viele Besucher da, als wir ankamen. Nach mehreren Kontrollen kamen wir in einer Art Arena an. Die Strasse zwischen den beiden Ländern wird auf beiden Seiten der Tore von Amphitheatern eingeschlossen. Auf der indischen Seite nehmen darin täglich zwischen 20 und 25 Tausend (!) Besucher teil! Wir saßen relativ weit vorne und hatten gute Sicht auf das Geschehen. Wären wir später gekommen, hätten wir nur mehr ganz hinten Plätze bekommen. Trotz der riesigen Menschenmengen ging es gut organisiert zu. Die Soldaten und Soldatinnen wiesen den Strömen die Plätze zu und sorgten auch dafür, dass die Stufen zwischen den einzelnen Sektionen frei blieben. Dazwischen huschten die Verkäufer mit Kappen und Fahnen sowie Popcorn und Getränken – irgendwie wie in einem Fußballstadion vor dem Match 😉
Vor allem die Kappen (mit indischer Flagge darauf) fanden einen guten Absatz – die Sonne schien sehr stark. Auf beiden Seiten der Grenze wurde sehr laut traditionelle Musik gespielt. Menschen schwenkten große und kleine Fahnen, sangen mit. Irgendwann bildete sich auf der Straße eine große Menge Frauen, die tanzten. Nebenbei gab es ein paar Menschen, die zu Fuß die Grenze passierten, sowie einen Motorradfahrer und einen Bus, die über diese fuhren.
Die Zeremonie began mit mehreren Soldaten in normalen Uniformen, die durchmarschierten und Position beim Tor bezogen. Die Tore waren zu dem Zeitpunkt geschlossen. Dann betrat eine Gruppe Soldaten und Soldatinnen in festlichen Uniformen die Straße. Sie blieben am Anfang stehen. Zuerst marschierten die zwei Soldatinnen los, später zwei der Soldaten, dann noch einer. Die verbliebene Gruppe stand in der Mitte des Platzes. Das Marschieren selbst ist sorgfältig choreographiert. Es wird Stärke und Kraft demonstriert. Immer wieder wurden Gesten ausgeführt, die einerseits als Drohgebärden, andererseits als „Schau, wie stark ich bin“ verstanden werden konnten. Auf der pakistanischer Seite sah es ähnlich aus, wobei wir nicht viel sehen konnten. Interessant fand ich, dass dort auf einer Seite nur Männer saßen (Publikum).
In manchen Berichten wird die Zeremonie als Zirkus beschrieben. Ich fand sie eigentlich sehr interessant und wichtig. Die Menschen lieben sie. Und ich denke, solange es sie weiterhin geben soll, ist die Situation zwischen Indien und Pakistan nicht ganz aussichtslos.
Am Ende wurden synchron die beiden Flaggen runtergelassen. Die führenden Offiziere beider Länder gaben sich die Hand und die Tore, davor geöffnet, wurden wieder geschlossen.
Wir fanden die Wagah border ceremony beeindruckend. Etwas zu viel aufgetragen für uns Europäer, aber irgendwie auch passend.
Den Tag haben wir dann süß beendet: unser Guide brachte uns zu einem Confiserie – Laden, wo ich meine absoluten Lieblingssüßigkeiten kaufen konnte – Laddus. Laddus sind kugelförmig und in meiner bevorzugten Variante, Besan Laddu, aus Kichererbsenmehl, das in Ghee (geklärte Butter) geröstet und mit anderen Zutaten wie Zucker vermengt wird. Ich könnte sie kiloweise essen! Auch Chris und Max mögen sie gerne.